Ein „verstaubtes Museum“ erwacht
Das Museum Zofingen ist als ältestes Museum des Kantons Aargau nur wenigen bekannt. Obwohl es in unmittelbarer Nähe des grossen Gemeindeschulhauses liegt, wird beziehungsweise wurde es kaum wahrgenommen. Auch ich brauchte ein paar Jahre, bis ich mir das Museum genauer anschaute. Konkret war es eine neue Museumsleiterin mit innovativen Ideen, die mich zu einer Führung einlud. Dabei sprang auch bei mir der Funke über und ich war begeistert von der Fülle, die dieses scheinbar aus der Zeit gefallene Relikt zu bieten hat. Schnell war klar, dass dieser Schatz, der da brach liegt, genutzt werden muss und sich als ausserschulischer Lernort geradezu aufdrängt. Ziel war es, das Museum auf dem Schulgelände in den Schulalltag zu integrieren und regelmässig und nachhaltig zu nutzen. Vieles, was in den Naturwissenschaften, Geschichte und anderen Disziplinen gelehrt wird, kann hier veranschaulicht und durch die Aufgeschlossenheit der neuen Leitung auch während der Schulzeit genutzt werden.
Beim ersten Treffen mit der Museumsleitung und dem Team von expositu war uns allen klar, dass dieses riesige Potential nun für das schulische Lernen beziehungsweise die Auseinandersetzung genutzt werden soll.
Wie gewinnen wir die Lehrpersonen?
Dass sich die Schülerinnen und Schüler auf das Projekt einlassen würden, war uns allen klar. Wie können wir die Lehrpersonen begeistern, sich auf das Experiment einzulassen, war daher die zentrale Frage. Unsere Lehrpersonen sind in vielen Bereichen sehr engagiert und hatten in den letzten Jahren viel zu leisten. Daher war klar, dass wir sie motivieren und nicht verpflichten wollten. Dies haben wir in drei Schritten erreicht:
1) Wir haben vor dem Projekt die Finanzierung auf „Direktionsebene“ geklärt. So konnten die Lehrerinnen und Lehrer von Anfang an kreativ mitdenken, ohne sich Sorgen um die Finanzierung machen zu müssen.
2) Im stressigen Schulalltag ist es wichtig, auf die Lehrpersonen Rücksicht zu nehmen und sie nicht mit zusätzlichen Terminen zu belasten. Aus diesem Grund wurde das Projekt den Lehrpersonen-Teams in Teamsitzungen vorgestellt und sie wurden dafür gewonnen.
3) Expositu hat eine Vision und übernimmt die Führung. Das bedeutet, dass die Lehrpersonen nicht zuerst ein neues Projekt ausarbeiten und sich damit zusätzliche Arbeit aufbürden müssen. Sie können davon profitieren, sich führen lassen und natürlich aktiv mitarbeiten — was sich auch schnell zeigte.
Diese Gelingensbedingungen erwiesen sich als hilfreich und rasch waren die ersten Sekundarschulklassen für die Mitarbeit gewonnen, was uns vor neue Herausforderungen stellte, da wir nicht mit vier teilnehmenden Klassen und rund 100 Schülerinnen und Schüler gerechnet hatten.
Das offene Museum
Während der Projektarbeit war die Nähe und Offenheit des Museums von zentraler Bedeutung und ein weiterer Erfolgsfaktor. Offenheit in Bezug auf die Öffnungszeiten: Das Museum richtete sich nach der Schule und fast noch wichtiger nach den Jugendlichen. Die Schülerinnen und Schüler durften mit den Händen begreifen, umgestalten, kommentieren und aktiv in die Ausstellung eingreifen. Dies wurde auch schon während des Prozesses für das Publikum sichtbar, indem zum Beispiel kaum wahrgenommene nackte Statuen bekleidet wurden und so mehr Aufmerksamkeit erregten als in ihrem ursprünglichen Zustand.
Für die Lehrpersonen war die starke Schülerbeteiligung nicht immer leicht auszuhalten. Sie durften Verantwortung abgeben und sich in der Beobachtungs- und Begleitrolle zurechtfinden.
Das verstaubte Museum, das immer wieder links liegen gelassen wurde, rückte durch solche Interventionen näher an die Lebenswelten der Jugendlichen und es entstanden Anknüpfungspunkte.
Nachhaltigkeit
Für die beteiligten Schülerinnen und Schüler ist das Museum nun präsent, sie können auch im schulischen Kontext immer wieder dort anknüpfen, wie mir von verschiedenen Seiten berichtet wurde. Für die am Projekt beteiligten Lehrpersonen war es eine lehrreiche Fortbildung. Sie konnten viel von der Herangehensweise des expositu-Teams profitieren und diese in Zukunft selbstständig in ihren Unterrichtsalltag einbauen.
Unsere Herausforderung bleibt es, das Museum als ausserschulischen Lernort zu erhalten und nachhaltig in der Schule Zofingen zu verankern. Aktuell planen wir dazu, im Rahmen unserer klassen- und schulhausübergreifenden Projektwochen mit Unterstützung von expositu eine spezielle Woche im Museum anzubieten. Ebenso machen wir uns Gedanken, wie wir insbesondere unsere neuen Lehrpersonen mit Zofingen und seinen Museen vertraut machen können. Ein bewährter „Türöffner“ ist unser Kunsthaus, dass die Mitarbeitenden regelmässig zu „Kunst am Mittag“ einlädt. Dabei wird kurz in die aktuelle Ausstellung eingeführt und das Erfahrene bei einem gemeinsamen Mittagessen verarbeitet. Wir erhoffen uns für die Zukunft eine gut ausgebaute Koordination zwischen unseren Kulturhäusern und der Schule, um noch mehr Jugendliche zu erreichen und nachhaltig zu prägen. Der Prozess ist angestossen und muss nun verstetigt werden.
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