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Zusammenarbeit mit dem Theater Marie

Das Projekt „Geld, Welt“ bot einen fundierten Einblick ins Theaterschaffen. Es resultierten Video-Clips, die von der Idee bis zur Präsentation selbstständig erarbeitet wurden. Das Theater Marie begleitete die Klasse 2a der Bezirksschule Suhr während einer Woche inklusive zwei vorgängigen Treffen und ermöglichte auf der Basis einer hochgradigen Selbstständigkeit eine kreative Entdeckungsreise.

Drei verkleidete Jugendliche auf Theaterbühne
Foto: Theater Marie

Idee und Organisation

Am Anfang stand ein Hinweis einer Lehrerkollegin, die meinte, dass sich meine Klasse, die ich auch in Deutsch unterrichte, zur Mitarbeit eigne. Sofort willigte ich ein und war – im Wissen, dass das Theater Marie die Leitung übernehmen wird – Feuer und Flamme.

Die Klasse, bestehend aus 24 Schülerinnen und Schüler, wurde in vier Gruppen eingeteilt. Alle fanden somit ihre Wunschrolle vor oder hinter der Kamera. Es brauchte Texter, Raumverantwortliche sowie Kostüm- und Raumspezialisten. Die Expertinnen und Experten des Theater Marie erarbeiteten mit den Gruppen an der Schule und im eigenen Theater die Grundlagen für eine Videoausstellung an der Bezirksschule in Suhr. Die Idee der Videoausstellung war eine relativ kurzfristig definierte Zielvereinbarung, um der Coronasituation Rechnung zu tragen.

Im Rahmen des Fachlehrersystems der Bezirksschule war es sämtlichen Fachlehrpersonen gegönnt, in ihren „ausgefallenen“ Lektionen als Beobachtende zu gastieren. Sie erhielten einen partiellen Einblick ins Schaffen der Klasse, was durchs Band geschätzt wurde. Das personelle Aufgebot des Theater Marie führte somit auch zu einer Entlastung.

Rollende Planung als Chance

Als Deutsch- und Klassenlehrer staunte ich zu Beginn ob des knappen Zeitbudgets und der damit in Verbindung stehenden hoch gesteckten Ziels, das Foyer an der Schule mit Video-Installationen zu verzaubern. Die überdurchschnittliche Kreativität der Klasse gepaart mit einem hohen Grad an intrinsischer Motivation, die mitunter der Kompetenz bzw. der Erfahrung der Theater-Crew zu verdanken war, zeigten jedoch schon nach den vorgängigen Workshops, die vor der Intensivwoche stattfanden, dass die Zweifel meinerseits unberechtigt waren.

„Geld, Welt“

Das vorgegebene Thema begeisterte in seiner umfassenden Adaption an die Welt der Jugendlichen. Die Faszination des Käuflichen, Macht und Ruhm dank Geld, Armut und Kaufrausch oder die Abhängigkeit von Geld mit all ihren Versprechen für ein tolles oder hohles Leben waren unter anderem Grundlagen erster Textideen. Sich eine schönere Welt mit Geld vorzustellen oder die Kritik am kapitalistischen System im Alltag der Schülerinnen und Schüler auszumalen, stellten Eckpfeiler der Auseinandersetzung mit dem Thema dar.

Bildung – aber richtig!

Die Vertiefungen der einzelnen Gruppen in ihre Themenbereiche und der Austausch der erarbeiteten Ideen (Kostüme, Texte, Film-Genre) führte in der Projektwoche zu einem wahren Feuerwerk aus kreativen Ergüssen. Meine Rolle blieb weitestgehend auf eine begleitende Funktion reduziert, was dazu führte, dass ich für einmal die Aussensicht eines gelingenden konstruktivistischen Ansatzes einnehmen konnte. Die Aktivierung des Potenzials und deren Umsetzung, ohne die Angst des Scheiterns als Hemmschuh wahrzunehmen, bestätigte mich in meinen Grundfesten, Schule anders zu denken. Als Lehrer Teil eines Prozesses zu sein, der von mir eine Offenheit in Bezug auf Qualität, Form und Erreichbarkeit des Ziels abverlangt, bedeutet, mutig zu sein. Bildung sollte im Schulalltag daher stets als Projektziel formuliert sein, die Kompetenzen, die dafür notwendig sind, müssen also erst sekundär aber zweckgebunden erarbeitet werden. Erst dadurch entsteht Sinnhaftigkeit und garantiert die Schülermotivation. Am Ende sollte ein Resultat im Rahmen einer angepassten Öffentlichkeit sozusagen als Lohn für alle Beteiligten stehen. In einem solchen Prozess definieren die Lernenden selber die Erwartungen an sich selber, was wiederum eng in Verbindung mit der weiter oben erwähnten intrinsischen Motivation zusammenhängt. Die Lehrperson wird zum Coach, zum Ermöglicher. Eigentlich macht nur so Schule Sinn.

Einblick in das Projekt und Interview mit Patrick Frei ab 05:30 bis 08:30

Die Videos

Die Videoinstallationen wurden während dreier Wochen an der Schule fast rund um die Uhr präsentiert und prägten in dieser Zeit die Atmosphäre des Schulbetriebs. Das Interesse und das Staunen der geschickt verkleideten Screens in ganze Bühnenbilder war auch auf Seiten der Lehrerschaft und der Schulleitung gross.

Alle Videos des Projekts „Geld, Welt“ sind auf dem Youtube-Kanal von Prozessor zu finden.

Menschen auf einer Bühne mit Kamera und Regie bei einem Videodreh.
Foto: Theater Marie

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Projektdaten

Involvierte Kulturinstitutionen

Theater Marie (https://www.theatermarie.ch/)

Zeitraum Projekt 13.10.2020 bis 20.10.2020
Schule(n) Bezirksschule Suhr
Schulklassen Klasse 2a, 8. Schuljahr
Anzahl Schülerinnen und Schüler 24
Schulstufe(n) Oberstufe
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Patrick Frei

Patrick Frei lebt in Kölliken und arbeitet seit 2008 als Deutsch- und Klassenlehrer in Suhr. Er hat in Zürich studiert und später die didaktische Ausbildung auf Stufe Sek II an der FHNW absolviert. Als Mitgestalter der Projektarbeiten an der Bezirksschule Suhr und Anbieter verschiedener Begabungsförderungsangeboten in den Bereichen Literatur, Sport und Berufswahl leistet er Arbeit mit und an Jugendlichen, die auch ihn selber erfüllt.