Das inhaltliche Ziel des Projekts war die künstlerische Erforschung des öffentlichen Raums und die Frage nach dem Verhältnis zwischen privat und öffentlich. Zu dieser Auseinandersetzung im öffentlichen und halböffentlichen Raum gehört die Reflektion der eigenen Position. Was ist der öffentliche Raum? Was darf ich dort, was nicht? Wie fühle ich mich dort? Gibt es ein Drinnen-Ich und ein Draussen-Ich? Wie kann ich einen Ort erobern? Kann ich auch draussen zuhause sein? – Mit solchen Fragen haben sich die Jugendlichen auseinandergesetzt. Sie haben geschrieben, gemalt, performed, gespielt, getanzt, gefilmt. Die Klassen aus Dietikon und Spreitenbach sind sich in dem Projekt begegnet und haben sich kennengelernt. Was bleibt von diesen insgesamt 14 Projekttagen, ist ein Film, der Ende Juni 2021 im Kino Pathé gezeigt wurde und den offiziellen Projektabschluss markiert. Und ein Heft, in dem eine kleine Auswahl der vielen tollen Texte abgedruckt ist, welche die Jugendlichen geschrieben haben. Das Projekt wurde im Rahmen der Regionale 2025 in Zusammenarbeit mit Kultur macht Schule und dem Programm schule&kultur des Kantons Zürich umgesetzt.
Beteiligung der Schülerinnen und Schüler
Die Schülerinnen und Schüler haben sich uns und dem Projekt gegenüber sehr geöffnet und mit uns ihre Ideen und Gedanken geteilt. Das war für uns sehr wichtig, weil wir nicht vorgeben wollten, was in dem Projekt passiert. Wir gaben den Rahmen, Übungen und die Mittel vor, um künstlerisch im öffentlichen Raum einzugreifen. Es geht uns darum, dass die Jugendlichen mitbestimmen und selbst entscheiden, was und welche Orte sie spannend finden. Diese Haltung bestimmt relativ stark den Verlauf einer Projektwoche. Es gibt Stunden, da stockt es, dann kommt von einer ganzen Klasse Nichts. Dies muss man aushalten, und es gehört dazu, wenn man davon ausgeht, dass wir zusammen mit den Jugendlichen einen kreativen Prozess durchleben. Für uns klappt es, wenn wir den Schülerinnen und Schülern immer wieder das Vertrauen geben, dass es ok ist, was wir hier machen und dass wir ihre Gedanken, ihre Sicht und Wahrnehmungen und ihre Ideen wertschätzen und ernst nehmen.
Projektstruktur
Das Projekt war ergebnisoffen angelegt und stark prozessorientiert. Jeder Tag der Projektwoche war wichtig und am Schluss Teil des Ganzen. Wir haben nicht auf einen bestimmten Abschluss hingearbeitet. Zudem haben wir eine gewisse Arbeitsstruktur etabliert: jeden Morgen sassen wir zusammen, um ein Tagesziel zu besprechen, jeden Abend sassen wir wieder zusammen und reflektierten, was wir am Tag geschafft haben. Diese „Runden“ gaben auch Anlass, um Unsicherheiten, Probleme etc. gemeinsam zu besprechen. Wenn wir es schaffen, einen „Safespace“ zu kreieren, können sich die meisten Schülerinnen und Schüler entfalten und trauen sich, etwas Neues auszuprobieren.
Schulischer Fächerbezug
Wir haben in unserem Projekt keinen konkreten Bezug geschaffen zu bestimmten Fächern. Etwas, was wir mit den Klassen täglich besprochen und geübt haben, ist, das „Schulische“ abzuschütteln: sei es beim Schreiben, beim Ideen finden, beim Denken, beim Besprechen: es gibt kein Richtig und Falsch, keine Bewertung, und wir arbeiten zusammen, als Kollektiv, es braucht alle.
Planung Schule – Künstlerinnen
Wir haben relativ viel Zeit in die Vorbereitung und Kommunikation mit den Schulen investiert. Es gab im Vorfeld einen Workshop mit den beteiligten Lehrpersonen. Da konnten wir unsere Interessen mit dem Projekt vermitteln, Wünsche und Bedenken der Lehrpersonen aufnehmen und besprechen.
Rollenaufteilung Lehrpersonen – Künstlerinnen
Die Rolle der Lehrpersonen haben wir im Vorfeld gemeinsam geklärt. Nicht alle Lehrpersonen hatten dieselben Bedürfnisse. Wir haben versucht, darauf einzugehen. Während der Projektwoche haben wir die Lehrpersonen zum Teil stärker einbezogen (zum Beispiel als Assistenz der Schülerinnen und Schüler, als Begleitperson oder als Filmerinnen und Filmer) oder aber sie haben eine Beobachterposition oder Vermittlerrolle (zum Beispiel in schwierigen Situationen) eingenommen. Für uns Künstlerinnen ist es wichtig, dass die Lehrerinnen und Lehrer verstehen, was wir vorhaben, wohin wir wollen und dass wir die Verantwortung für den „Unterricht“ übernehmen. Ein Austausch über Bedürfnisse und inhaltliche Ziele und über Formen der Zusammenarbeit ist für uns notwendig.
Weitere Punkte, die für uns wesentlich sind:
- Im Vorfeld des Projektstarts haben die Schülerinnen und Schüler in einem Schreibworkshop mit der Autorin Eva Rottmann während eines Tages in ihrem Klassenzimmer Texte entwickelt. Das war der Start, um sich inhaltlich dem Projekt anzunähern. Schreibend begleitet mit diversen Übungen.
- Diese Texte waren für uns die Ausgangslage, um einen Rahmen zu schaffen für das Projekt. Anhand der Texte haben die Schülerinnen und Schüler ihre Aktionen und Performances in der Projektwoche umgesetzt. Dies gab einen gewissen Halt.
- Bevor die Klassen in die Projektwoche starteten, besuchten sie uns an einem Kick-Off-Tag. An diesem Tag lernten sie die Arbeitsräume, uns und die verschiedenen Gefässe des Projekts kennen.
- Neben dem Erarbeiten und Durchführen des geplanten Kunstprojekts ist es für uns sehr wichtig, genug Zeit und Raum einzuplanen, um Beziehungen aufzubauen (gemeinsames Mittagessen, über Persönliches zu quatschen etc.)
Firma für Zwischenbereiche ist eine künstlerische Plattform für unterschiedliche Zusammenschlüsse von Kunstschaffenden aus unterschiedlichen Bereichen. In wechselnden Konstellationen realisieren sie interdisziplinäre Projekte, die sich an den Schnittstellen zwischen Schauspiel, Performance und Neuen Medien bewegen. Was alle Projekte verbindet, ist die Beschäftigung mit Themen, die uns ganz konkret umgeben, im Alltag und medial. So nähern sie sich gesellschaftspolitisch relevanten Fragen von verschiedenen Seiten und suchen eine Übersetzung in künstlerische Formen, die Plattformen für einen Dialog erzeugen und neue Rezeptionserfahrungen ermöglichen. 2015 wurde Firma für Zwischenbereiche mit dem Kulturförderpreis der Stadt Basel ausgezeichnet.
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