Die kreative Reise zur Nachhaltigkeit
Nachhaltige Entwicklung gilt als wichtiges Ziel, doch fehlt es an praktischen und transdisziplinären Ansätzen, um sie im Alltag zu verankern. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass lösungsorientierte und auf positive Verstärkung setzende Vermittlung besonders wirksam ist, da sie nicht nur Verhalten verändert, sondern auch gesellschaftliche Normen transformieren kann.
Die Projekte in Suhr und Wettingen greifen genau diese Ansätze auf: Durch interaktive Methoden wie Design Thinking, künstlerische Ausdrucksformen und Prototypen erarbeiteten Schülerinnen und Schüler kreative Lösungen, um Nachhaltigkeit nicht nur zu verstehen, sondern auch zu erleben und ihr Umfeld aktiv einzubeziehen.
Erforschen: Einstieg in die SDGs
Um in das Thema einzutauchen, werden mittels World-Café die Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte befähigt, sich mit den 17 Nachhaltigkeitszielen (SDGs) der Vereinten Nationen auseinanderzusetzen. Einerseits machen sie sich mit den Inhalten der Ziele vertraut, andererseits erfahren sie von Beispielen aus Kunst und Kultur, wie Kunstschaffende dieses vielfältige Themenfeld verarbeiten. Dabei spielt das eigene künstlerische Handeln eine entscheidende Rolle – sei es in Form von kleinen (Liebes-)Gedichten, um die Ressource Wasser zu würdigen (Projekt Primarschule Suhr), oder durch kreative Bildinstallationen, die im Rahmen des Speed-Art Sprints in Wettingen entstanden sind.
Da das Projekt in Wettingen im Rahmen der Variowoche durchgeführt wurde, tauchten die Schülerinnen und Schüler direkt am nächsten Tag in die kreative Ideenentwicklung ein. An der Primarschule Suhr geht die Forschungsreise mittels Forschungstagebuch zuhause weiter, sodass sie sich faktisch und künstlerisch mit einem gewählten Nachhaltigkeitsziel beschäftigen.
Entwickeln: Von der Idee zur Umsetzung
Der Design-Thinking-Prozess brachte die Schülerinnen und Schüler schnell ins Handeln:
- Die älteren Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule wählen das Nachhaltigkeitsziel und bestimmen die ebenso frei künstlerische Umsetzung.
- Die jüngeren Schülerinnen und Schüler der Primarschule werden nach ihren Interessen einer der sieben Kunstateliers zugeordnet. Sie probieren und entwickeln innerhalb ihrer künstlerischen Disziplin verschiedene Werke.
Einblick: Nachhaltigkeit sichtbar machen
Am Ende der Projekte fanden öffentliche Präsentationen statt, bei denen die Werke der Schülerinnen und Schüler ausgestellt wurden. Diese Veranstaltungen hatten einen Multiplikationseffekt: Familien, Mitschülerinnen und -schüler und die breite Öffentlichkeit wurden in den Diskurs eingebunden. Gleichzeitig verdeutlichten sie, wie Kunst als Katalysator für gesellschaftliche Veränderung wirken kann.
Fazit zur kreativen Reise
In Suhr wurden Nachhaltigkeitsziele in den Unterricht eingebettet und künstlerische Prozesse als Ergänzung genutzt, wie das Forschungstagebuch zeigt. In Wettingen profitierten die Projekte von der Freiheit der Variowoche, die grössere Eigenverantwortung der älteren Schülerinnen und Schüler ermöglichte.
Herausforderungen partizipativer Prozesse
Ein zentraler Aspekt für den Erfolg solcher Projekte ist der Umgang mit den unterschiedlichen Rollen und Erwartungen:
- Lehrpersonen agieren als Bezugspersonen und organisieren die Rahmenbedingungen. Sie sind für die langfristige Einbettung des Themas in den Unterricht zuständig.
- Kulturschaffende bringen spezifisches Fachwissen ein und fördern durch ihre Perspektive innovative Denkansätze, die über den regulären Unterricht hinausgehen.
- Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ergänzen den Prozess mit evidenzbasierten Ansätzen und einer fundierten Reflexion zu den Nachhaltigkeitszielen.
Planung und Zusammenarbeit: Lessons Learned
Aus beiden Projekten lassen sich einige zentrale Erkenntnisse ableiten:
- Frühe und gemeinsame Planung: Kulturschaffende und Lehrpersonen sollten von Anfang an eng zusammenarbeiten, um die Projektschritte zu koordinieren und Erwartungen abzustimmen.
- Flexibilität und Offenheit: Nachhaltigkeitsprojekte erfordern Raum für kreative Umwege. Es ist wichtig, diesen Prozess zuzulassen und nicht ausschliesslich auf ein fertiges Ergebnis hinzuarbeiten.
- Integration in den Schulalltag: Projekte sind besonders wirksam, wenn sie nicht isoliert bleiben, sondern in den Unterricht und die Schulkultur eingebettet werden.
Was Schulen brauchen, um Nachhaltigkeit kreativ zu gestalten
Diese Projekte in Suhr und Wettingen zeigen, wie wir Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) lebendig gestalten können: Durch Kunst, Emotionen und Eigeninitiative. Die Schülerinnen und Schüler von heute sind die Gestalterinnen und Gestalter der Zukunft. Mit Projekten wie diesen geben wir ihnen die Werkzeuge an die Hand, um eine bessere Welt zu schaffen, indem Nachhaltigkeit greifbar und erfahrbar gemacht wird. Zentral ist es unserer Meinung nach keine Perfektion anzustreben, sondern die Möglichkeit zu schaffen, die Breite des Themas, aber auch die Vielfältigkeit der Kunst mit Freude entdecken zu lassen.
BNE ist erfolgreich, wenn sie:
- Erlebnisorientiert und transdisziplinär ist,
- Kreativität und Eigenverantwortung fördert,
- Raum für künstlerische Prozesse bietet, und in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Kulturschaffenden umgesetzt wird.
Für die dauerhafte Verankerung solcher Ansätze an Schulen braucht es Flexibilität, Fortbildungen für Lehrkräfte, Vernetzung mit Kulturinstitutionen und eine Kultur des Experimentierens. So entsteht eine transformative Bildung, die Schülerinnen und Schüler befähigt, kreativ und mutig eine nachhaltige Zukunft mitzugestalten.
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