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Der Kultur auf der Spur – Leitlinien für Kulturverantwortliche an Aargauer Schulen

Kulturverantwortliche sind Lehrpersonen oder Schulleitungen, die sich dafür einsetzen, dass kulturelle Themen Eingang in den Schulalltag finden. Die Leitlinien für Kulturverantwortliche bieten Orientierungshilfe bei der Ausübung dieser Aufgabe.

Viele Menschen informieren sich in einem grossen Saal an Infoständen.
Reger Austausch an der Impulsveranstaltung im Rittersaal auf Schloss Lenzburg zum Thema "Vermittlung von Kulturgeschichte".

15 Jahre Kulturverantwortliche an Aargauer Schulen

Am 5. Mai 2007 fand die erste Impulsveranstaltung für Kulturverantwortliche der Aargauer Volksschule statt. Damit wurde das Projekt „Kulturverantwortliche an Schulen“ von „Kultur macht Schule“, der Fachstelle Kulturvermittlung, Departement Bildung, Kultur und Sport, Kanton Aargau lanciert. Interessierte Lehrpersonen wurden eingeladen, sich an ihrer Schule für die vertiefte Auseinandersetzung mit Kultur im Schulalltag zu engagieren. Rund 75 Personen sind der Einladung gefolgt. Ein Erfolgsmodell fand seinen Anfang. Seither finden halbjährlich Impulsveranstaltungen für Kulturverantwortliche an verschiedenen Kulturorten und zu wechselnden Themen statt und werden jeweils von rund 120 Personen besucht. Zudem fanden 2007 die ersten Netzwerkanlässe für Kulturverantwortliche der Berufs- und Kantonsschulen statt.

Im Jahr 2009 verfügten bereits über 100 Aargauer Schulen über kulturverantwortliche Lehrpersonen. Heute sind rund 350 Lehrpersonen als Kulturverantwortliche aktiv. 70 Prozent aller Schulträger der Aargauer Volksschule haben mindestens eine kulturverantwortliche Person. Zudem setzen sich an allen Kantonsschulen und vielen Berufsschulen Lehrpersonen für die Verankerung von Kultur an den Schulen ein.

Das Netzwerk der Kulturverantwortlichen, wie es im Kanton Aargau in den letzten 15 Jahren aufgebaut wurde, geniesst hohe Anerkennung – sowohl innerhalb des Kantons als auch über die Kantonsgrenzen hinaus. Kulturverantwortliche gibt es mittlerweile auch in mehreren anderen Schweizer Kantonen.

Lehrpersonen stehen im Ausstellungsraum
Ein Grundinteresse an kulturellen Themen und deren Vermittlung ist eine Voraussetzung für die erfolgreiche Ausübung des Amts der Kulturverantwortlichen. © Ullmann Photography

Ein Netzwerk in Bewegung

Viele Kulturverantwortliche bleiben der Aufgabe jahrelang treu und besuchen, wenn möglich, jede Impulsveranstaltung. 2021 wurden alle Kulturverantwortliche zur Teilnahme an einer Umfrage eingeladen, die zum Ziel hatte, den Stand des Netzwerks und dessen Entwicklung abzubilden. Rund 17 Prozent der Befragten gaben an, dass sie schon über zehn Jahre als Kulturverantwortliche tätig sind. Weitere 28 Prozent üben das Amt schon mehr als fünf Jahre aus. Im Netzwerk der Kulturverantwortlichen gibt es also viel angesammeltes Wissen und jahrelange Erfahrung. Damit ist sorgfältig umzugehen, denn das Netzwerk der Kulturverantwortlichen ist ständig in Bewegung. Langjährige Kulturverantwortliche wechseln die Schule oder werden pensioniert und neue Lehrpersonen übernehmen das Amt. Das ist einerseits ein gutes Zeichen: Die Aufgabe wird an neue Personen weitergegeben und hat sich an vielen Schulen als offizielles „Ämtli“ etabliert und institutionalisiert. So ist eine langfristige Zusammenarbeit zwischen den jeweiligen Schulen und „Kultur macht Schule“ gewährleistet. Andererseits besteht die Gefahr, dass jede und jeder neue Kulturverantwortliche bei null anfangen muss und dabei das bereits vorhandene Wissen verloren geht. Es gilt also, das vorhandene Know-how und die gemachten Erfahrungen zu sammeln und für neue Kulturverantwortliche aufzubereiten.

Schülerinnen und Schüler vor einer Graffiti-Wand.
Kulturverantwortliche befinden sich an der Schnittstelle zwischen Schule und Kultur und fördern das Bewusstseins für kulturelle Themen im Schulalltag. © Kalena Leo

Leitlinien für Kulturverantwortliche an Schulen

In der gleichen Umfrage ist zum Ausdruck gekommen, dass die Kulturverantwortlichen ihr Amt unterschiedlich auslegen und ausüben. Das ist durchaus nachvollziehbar, denn die Kulturverantwortlichen sind in Absprache mit der Schulleitung für die Definition und Ausführung der Aufgaben selbst verantwortlich. Aufgrund der unterschiedlichen Ausgangslagen und Bedürfnisse der verschiedenen Schulen werden Schwerpunkte gesetzt und passende Tätigkeiten definiert. Trotzdem wurde der Wunsch nach mehr Informationen und Anhaltspunkten geäussert. Das zeigte sich auch darin, dass die Ziele des Netzwerks von den Kulturverantwortlichen als teilweise nicht klar wahrgenommen wurden.

Als eine Reaktion auf die genannten Herausforderungen hat „Kultur macht Schule“ zusammen mit den Kulturverantwortlichen Inhalte für neue Leitlinien erarbeitet. Die Leitlinien funktionieren als Wertekatalog und beinhalten wichtige Informationen. Dies gibt den Kulturverantwortlichen mehr Orientierung in der Ausübung der Aufgabe und das Netzwerk wird weiter geschärft und gestärkt. Zudem dienen die Leitlinien dazu, gegenüber zusätzlichen Anspruchsgruppen wie Schulleitungen oder Behörden darzulegen, wer Kulturverantwortliche sind, was sie machen und welche Ziele sie verfolgen.

Grafik mit farbiger Schrift
Das neue Grundlagendokument stellt die Anforderungen, Ziele und Aufgaben von kulturverantwortlichen Lehrpersonen und Schulleitungen vor. © Diana Schneider

Wissen und Erfahrungen sammeln

Für die Entwicklung der Leitlinien war es wichtig, die Kulturverantwortlichen in die Erarbeitung der Inhalte einzubinden. Zentrale Themen und interessante Aussagen konnten bereits den Umfrageergebnissen entnommen werden. So bildeten diese die Grundlage für eine weitere Vertiefung der Thematik in Workshops an der Impulsveranstaltung im März 2022. Im Vordergrund der Workshops standen die Bedürfnisse, Haltungen und Ziele der Kulturverantwortlichen, die zusammengetragen und diskutiert wurden. Die Workshops wurden dazu genutzt, Praxiswissen und langjährige Erfahrung zu sammeln und miteinander in Austausch zu kommen. Konkret standen folgende drei Fragen im Zentrum:

  • Wer sind Kulturverantwortliche?
  • Was sind die Ziele des Netzwerks „Kulturverantwortliche an Schulen“?
  • Was tun Kulturverantwortliche?
Schüler spannen mit orangener Wolle ein Netz.
An den Impulsveranstaltungen können sich Kulturverantwortliche untereinander, mit Kulturakteurinnen und -akteuren sowie den Mitarbeitenden von „Kultur macht Schule“ vernetzen. © Jeannine Hangartner

Lobbyistinnen und Lobbyisten für die Kultur an den Schulen

Kulturverantwortliche sind Lehrpersonen oder Schulleitungen, die an einer Aargauer Schule tätig sind. Ein Grundinteresse an kulturellen Themen und deren Vermittlung ist eine Voraussetzung für die erfolgreiche Ausübung des Amts. Denn Kulturverantwortliche schätzen den Mehrwert von kultureller Bildung im schulischen Kontext und setzen sich dafür ein, dass kulturelle Themen in den Schulalltag Eingang finden.

Kulturverantwortliche engagieren sich dafür, dass Kultur in Schulen nicht als Zusatzaufgabe, sondern als Bestandteil des Bildungsauftrags verstanden wird. Dies kann insbesondere gelingen, wenn Kultur in den Unterricht integriert und mit dem Lehrplan verknüpft wird. Ebenso ist zentral, dass der Mehrwert von Kulturinstitutionen als ausserschulische Lernorte bekannt ist und Kulturschaffende als Expertinnen und Experten mit spezifischem Wissen und besonderen Fähigkeiten geschätzt werden.

Frau mit Kopfhörern schaut ein Video
Durch die Teilnahme an den Impulsveranstaltungen erhalten Kulturverantwortliche Inputs zu relevanten Themen, aktuellen Fragestellungen und interessanten Kulturangeboten. © Kunsthaus Zofingen

Zugang zu Kultur für alle Schülerinnen und Schüler

„Unsere Schule hat zum Ziel, dass jede Schülerin und jeder Schüler während der obligatorischen Schullaufbahn möglichst viele Sparten der Kultur kennenlernt, erleben und in Projekten mitgestalten darf.“

Zitat einer kulturverantwortlichen Lehrperson

Durch den Einbezug von Kultur in den Schulalltag werden Teilhabemöglichkeiten gefördert und die Chancengerechtigkeit erhöht. Die Auseinandersetzung mit kulturellen Themen kann die Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler stärken und die ästhetische Wahrnehmung wird trainiert. Erst dadurch können sich Interesse und Begabung der Schülerinnen und Schüler in diesem Bereich ausbilden.

Die Schule ist der Ort, an dem alle Schülerinnen und Schüler, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Umfeld, an Kultur teilhaben und daran mitwirken können.

Schülerinnen bearbeiten einen Stein
Kulturverantwortliche setzen sich dafür ein, dass kulturelle Themen in den Schulalltag Eingang finden. © Simon Ziffermaier

Eine facettenreiche Aufgabe

Kulturverantwortliche befinden sich an der Schnittstelle zwischen Schule und Kultur. Sie machen ihr Kollegium auf aktuelle Angebote aufmerksam, informieren zu relevanten Themen und initiieren Kulturprojekte oder beraten andere Lehrpersonen bei der Organisation von Kulturanlässen. Dafür werden sie regelmässig mit Informationen von „Kultur macht Schule“ versorgt. Durch die Teilnahme an den Impulsveranstaltungen erhalten sie Inputs zu relevanten Themen, aktuellen Fragestellungen und interessanten Kulturangeboten. Zudem können sich Kulturverantwortliche untereinander, mit Kulturakteurinnen und -akteuren sowie den Mitarbeitenden von „Kultur macht Schule“ vernetzen.

Das Schulsystem muss mit zeitlich und finanziell begrenzten Ressourcen umgehen. Wichtig ist, dass Kulturverantwortliche die zur Verfügung stehenden Zeitgefässe und finanziellen Möglichkeiten der Schule kennen. Idealerweise wird beides bereits bei der Jahresplanung mitgedacht und Kultur entsprechend integriert. Kulturverantwortliche nutzen zudem die von „Kultur macht Schule“ zur Verfügung gestellten Informationen und kennen die Möglichkeit der Beantragung finanzieller Unterstützung durch den Impulskredit und andere Fördergefässe von „Kultur macht Schule“.

Nicht zuletzt ist es die Aufgabe von Kulturverantwortlichen, Kultur immer wieder zum Thema im Schulalltag zu machen und somit das Bewusstsein für kulturelle Themen zu fördern. Das ist ein Prozess, der viel Zeit und Durchhaltevermögen benötigt.

Menschen an einem Infostand
Kulturschaffende werden von den Kulturverantwortlichen als Expertinnen und Experten mit spezifischem Wissen und besonderen Fähigkeiten geschätzt. © Lorenz Hegi

Qualität vor Quantität

Langfristig ist es das Ziel, dass es an jeder Aargauer Schule mindestens eine kulturverantwortliche Person gibt. Noch wichtiger als die Quantität an Kulturverantwortlichen ist allerdings die Qualität der Ausübung der Aufgabe. Die Leitlinien für Kulturverantwortliche sind eine von vielen Möglichkeiten, um die Kulturverantwortlichen darin zu unterstützen, das Amt vertiefter und fundierter auszuüben, um eine qualitativ hochstehende Auseinandersetzung mit Kultur an den Schulen zu fördern.


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Rhea Hächler

Rhea Hächler

Rhea Hächler ist Mitarbeiterin der Fachstelle Kulturvermittlung und für den Impulskredit, das Netzwerk der Kulturverantwortlichen sowie das Fördergefäss "Artists in Residence an Schulen" zuständig. Nach dem Bachelor Studium in Innenarchitektur und Szenografie an der FHNW absolvierte sie den Master Art Education mit Vertiefung ausstellen und vermitteln an der ZHdK und den MAS Kulturmanagement an der Universität Basel. Zudem ist Rhea Hächler als Vermittlerin im Stadtmuseum Aarau tätig.